Gottesdienst zum Schuldbekenntnis der Synode

Gottesdienst zum Schuldbekenntnis der Synode

Gottesdienst zum Schuldbekenntnis der Synode

Mittwoch, 19. November 2025, 19:00 Uhr
Paulskirche, Nibergallstraße 20, 64285 Darmstadt

„Der Glaube an Jesus Christus befreit uns zu der Einsicht…“

Die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau bittet queere Menschen um Verzeihung 

Die 13. Kirchensynode der EKHN hat im Frühjahr 2023 ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen beschlossen. Die Synode bekennt, dass Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben, Menschen, die sich selbst als zwischen- oder transsexuell erkennen, Unrecht, Ausgrenzung und Diskriminierung in der Kirche erlebt haben.
Der Ort, an dem für alle Menschen die Liebe Gottes erfahrbar werden sollte, ist für sie viel zu oft zum Ort von Beschämung, Demütigung und Ausgrenzung geworden.  

Die EKHN betont, dass das vorgelegte Papier eine „am Evangelium gewonnene Neuorientierung“ ist. 
Sehr direkt bedeutet das, dass wir hier von einer verbindlichen Glaubensaussage sprechen, wenn die EKHN feststellt: „Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität sind ein Teil der Schöpfung. (…). Der Glaube an Jesus Christus befreit uns zu der Einsicht, dass Menschen mit all ihren Unterschieden in Christus erlöst und verbunden sind (Galater 3,28) und leitet an, Menschen in ihrer Würde zu achten und füreinander da zu sein. Gottes Geistkraft hat zur Umkehr und zum Bekenntnis der Schuld gegenüber queeren Menschen geführt.“ 

„Am Evangelium gewonnene Neuorientierung“: Ich möchte betonen, ein solches Schuldbekenntnis und eine theologische Neuorientierung zu schreiben und in der Synode zu beschließen, ist das Herzstück der evangelischen Glaubenstradition!
Das ist mir wichtig zu betonen, weil es gerade beim Thema des queeren Lebens und Liebens, des Trausegens für gleichgeschlechtliche Paare etc., ja manchmal eine bemerkenswerte Einigkeit zwischen bibeltreuen Christinnen und Christen und Kirchenkritikern zu geben scheint. Die einen meinen, dass man so etwas nur entscheiden kann, wenn man sich nicht in der Bibel auskennt bzw. sich für das eigene Leben eben nicht mehr an der Bibel orientiert, die anderen fürchten sich m.E. vor allem davor, ein liebgewordenes Feindbild zu verlieren, wenn Kirche nicht mehr Dinge tut, die heute lebende Menschen demütigen und abstoßen. Weder ist in der evangelischen Kirche alles beliebig, noch kann es so sein, dass die Antworten, die Luther oder andere Reformatoren im 16 Jh. gegeben haben, immer noch eins zu eins gelten können. Wir leben nicht mehr im 16. Jh., unser Verständnis von Welt, Mensch und Natur hat sich verändert. Fragen, die man im 16. Jh. noch nicht hatte, sind dazugekommen. Deswegen werden am Zeugnis der Schrift gewonnene neue verbindliche Antworten in der jeweiligen Zeit in der Synode beschlossen.  

            Eine kleine anekdotische Nebenbemerkung dazu, weil gerade eben, während ich schreibe, ein Handwerker den Blitzschutz am Gemeindehaus in Heddernheim überprüft: Auch Blitzableiter an Kirchen waren mal, als sie erfunden wurde, ein heiß diskutiertes Thema in der Kirche, weil besonders bibeltreue Christen meinten, dass dies nun wirklich der letzte Ausdruck mangelnden Gottvertrauens sei, das Haus Gottes gegen (Gottes eigene?) Blitze abzusichern. Über die Theologie hinter der Entscheidung für Blitzableiter haben wir auch schon lange nicht mehr gestritten.  

Hier finden Sie das gesamte Bekenntnis mit biblisch-theologischer Begründung und verschiedene Reden, die auf der Synode dazu gehalten wurden: https://www.ekhn.de/themen/queer-leben/lgbt-iq-news/hessen-nassau-bittet-queere-menschen-um-vergebung.  

Ich persönlich halte den Beschluss der EKHN in dieser Sache für so gut begründet wie auch menschlich und ethisch richtig. Wir möchten, dass alle Menschen in unserer Kirche atmen können, könnte man m.E. genauso gut sagen.
Im Juni hat ein Fachtag für Hauptamtliche der EKHN stattgefunden. Es geht jetzt im Nachgang zu der Synodenentscheidung darum, sichtbar und fühlbar zu machen, dass alle Menschen mit ihren Lebens- und auch mit ihren Liebesgeschichten und/oder ihrer sexuellen Existenz willkommen sind, dass alle Menschen bei uns frei atmen können sollten. Ist es die Regenbogenfahne am Kirchturm? Wie wird es sichtbar und, mehr als das: Wie wird es zu einem gelebten Selbstverständnis in unseren Gemeinden?  

Diese Frage wird unseren, wie alle anderen Kirchenvorstände in der EKHN, weiterhin beschäftigen. Wenn Sie Fragen zu dem Bekenntnis, zum Text, zur Entscheidung der Kirche und unserem Gemeindeleben haben, kommen Sie gerne auch direkt auf mich zu.  

Eine erste Möglichkeit, miteinander und mit mir direkt ins Gespräch zu kommen, gerne auch mit Ihren Fragen zu Bibelauslegung und der systematisch-theologischen Begründung des Schuldbekenntnisses, besteht am ersten Termin der neu beginnenden Gesprächsreihe Theologie zwischen Torte und Tatort, 17:00-18:30 Uhr an jedem ersten Sonntag im Monat, in der Taufkapelle der Gustav Adolf-Kirche in Niederursel.
Der erste Termin, für den ich hiermit dieses Thema vorschlage, findet am 07.09.2025, 17:00 Uhr statt.

Unsere Landeskirche lädt Sie ein, den landeskirchenweiten Buß- und Bettagsgottesdienst zu diesem Thema mitzufeiern: Mi., 19.11., 19 Uhr, Pauluskirche, Niebergallstr. 20, 64285 Darmstadt. Vorbereitet wird der Gottesdienst gerade von einer Arbeitsgruppe, das von der Kirchenleitung beauftragt wurde. Der/Die Predigende steht noch nicht fest. Wir werden Sie informieren.  

Pfarrerin Ruth Huppert

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