02/07/2024 0 Kommentare
Gedanken zum Monatsspruch April
Gedanken zum Monatsspruch April
# Impulse
Gedanken zum Monatsspruch April
Die Jünger von Jesus haben das Grab erkundet. Sie fliehen vom Grab. Aber Maria bleibt am Grab stehen. Ich sehe, wie Marias Blicke den beiden folgen, wie sie selber stumm daneben steht und der Aktionismus der beiden Freunde sie überfordert. Wie sie Luft holt, als wollte sie etwas sagen, aber dann seufzt sie nur und lässt die beiden ihre Sache machen. Sollen sie doch nach erklärbaren Beweisen und Erklärungen suchen! Wenn ihnen das hilft – bitte schön.
Ich sehe, wie Maria dann zurückbleibt, als die beiden Jünger dem leeren Grab den Rücken gekehrt haben. Sie steht einfach nur da und verliert ihre Fassung. Sie versteht eben nicht was hier gerade geschehen ist. Das Einzige, was sie weiß, ist, dass ihr Freund, um den sie trauern möchte, nicht mehr da ist. Er ist nicht mehr in seinem Grab. Gestohlen? Vielleicht … Sie weint. Sie bleibt einfach am Grab stehen und weint.
Ich bewundere Maria. Denn aus ihren Tränen kann ich erkennen: Suche nicht sofort nach sinnenfälligen Erklärungen. Rede die Krise nicht klein. Gib’ dem Schmerz den Raum, den er verdient. Dann musst du ihn nicht mehr vor Dir oder anderen verstecken und vielleicht erkennst Du durch den Schleier vor Deinen Augen wie es weitergehen kann.
Ich sehe, wie sie da in der Höhle ist, mit den beiden Engeln, die ihr auch nicht helfen können. Ich sehe, wie sie traurig den Blick senkt. Sie hatte so sehr gehofft, dass die Engel ihr helfen können. Aber dann sieht sie diesen Gärtner! Sie schaut ihn verärgert an: "Nun sag schon, wo du ihn hingelegt hast." Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ihre ganze Verzweiflung, ihre ganze Hoffnung setzt sie nun auf diesen Gärtner. Nur er kann nun wissen, wo Jesus ist. Und zugleich denkt sie: " Was für ein Blödmann".
Hinter ihrer Wut liegt die ganze Trauer. Jesus wird es sehr berührt haben, wie sehr sie sich um ihn sorgt. Er freut sich darüber und fühlt sich von ihr geliebt. Er erinnert sich an die vielen gemeinsamen Begegnungen, und dann geht ihm ihr Name über die Lippen: „Maria.“ Und in diesem Moment erkennt sie ihn. Der, den sie für den Gärtner hielt, der, auf den sie alle Hoffnungen gesetzt hat, und der sie zugleich so wütend gemacht hat ist Jesus, und sie hatte ihn einfach nicht erkannt.
Maria berührt mich, denn aus ihrem Irrtum erkenne ich: In der Krise ist es schwer, den Durchblick und Überblick zu behalten. Damit bin ich eben nicht allein. Da kann ich mich schon mal irren, mich täuschen lassen. Aber Jesus kommt, um uns im Herzen und in der Seele zu enttäuschen: Er sagt an anderer Stelle: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“
Ich sehe, wie die enttäuschte Maria Jesus umarmen und nicht mehr hergeben will. Aber Jesus wehrt ab: „Halte mich nicht fest, denn ich muss los. Zu meinem Vater, der auch euer Vater ist. Zu meinem Gott, der auch euer Gott ist. Richte das bitte auch den anderen aus“. Ich sehe, wie Maria zögert, dann einen Schritt auf Jesus zugeht. Vielleicht eine Umarmung oder ein Kuss zum Abschied? Nein. Sie schaut ihm noch einmal tief in die Augen, dreht sich um und geht zurück zu den anderen und sagt: „Ich habe den Herrn gesehen!“ Ja…Sie blieb am Grab, als sie weder vor- noch zurück konnte. Sie weinte, als der Schmerz groß war.
Zögern. Weinen. Und weitersagen. So konnte sie diese Krise überwinden und neues Leben finden.
Gesegnete Ostern.
Ihr Pfarrer Michael Stichling
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