02/07/2024 0 Kommentare
Gedanken zum Monatsspruch Januar
Gedanken zum Monatsspruch Januar
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Gedanken zum Monatsspruch Januar
Junger Wein gehört in neue Schläuche. (Markus 2,22)
In der Lutherbibel von 1912 heißt es:
niemand fasst Most in alte Schläuche; sonst zerreißt der Most die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man soll Most in neue Schläuche fassen. Das legt das Bild vom Federweißen nah: wenn da die Flasche zugeschraubt wird besteht Explosionsgefahr … junger Wein „arbeitet“, dehnt sich aus, junge Schläuche machen da mit, sind flexibel, passen sich an, können sich mit ausdehnen, sind elastisch. Alte Schläuche wären da überfordert. Vielleicht würden sie nicht gleich platzen, aber sie würden schnell Risse bekommen, der junge Wein würde auslaufen, verloren gehen. In gewisser Weise eine Allerweltweisheit, die Jesus da im Markusevangelium erzählt. Konkret wird sie durch den Kontext: Eigentlich wird Jesus gefragt, warum seine Jüngerinnen und Jünger nicht fasten, so wie es viele fromme Menschen machen. Gerade auch die, die Johannes dem Täufer folgen. Jesus sagt sozusagen: fasten, das ist alter Wein in alten Schläuchen. Das war er bringt ist eine frohe Botschaft, die neuem Wein gleicht. Die Haltung, die Jesus fordert, passt nicht in die bekannten und gut geübten Routinen existierender Frömmigkeit. Jesu Botschaft in traditionelle Routinen stecken, ist genauso wie neuen Wein in alte Schläuche füllen. Zwischen den Zeilen steht der Imperativ: Lasst das!
Seid mutig, geht neue Wege, verlasst alte Routinen und stellt euch dem Neuen. Die Jünger*innen Jesu hielten sich nicht an alte Regeln. Sie waren dafür bekannt, dass sie nicht nur gefastet haben, sondern auch zu feiern verstanden. Sie haben gegessen und Wein getrunken. Sie heiligten den Sabbat nicht indem sie in fromme Erstarrung verfielen, sondern machten, was sie für richtig hielten und dem Nächsten diente. Jesu Botschaft war ein Weckruf wie der des Johannes, aber mit anderen Konsequenzen. Johannes der Täufer blieb im traditionellen Schema. Jesus hält dagegen: das passt nicht, das geht nicht!
Wir stehen heut in einer sich radikal verändernden Welt. Neben den hausgemachten Krisen und Kriegen, stehen wir vor Kipppunkten der Klimaveränderungen und technologischen Revolutionen wie Künstlicher Intelligenz. Den Herausforderungen vor denen wir stehen, begegnen die Meisten mit dem Versuch, alles in alte Schläuche zu füllen. Und es sind nicht nur die da oben, die sich so verhalten. Wir wissen, es geht nicht so weiter. Aber wo überraschender Weise Politiker*innen den Mut finden sich zu wirklichen Änderungen aufzumachen, werden sie sie geschmäht: „Bevormundung, Diktatur, Entmündigung“ wird gerufen. Wir wollen Nichts grundlegend ändern – nicht wenn es unsere alltäglichen Routinen betrifft. Voller individueller Selbstüberzeugung füllen wir jungen Wein in alte Schläuche. Mal sehen wie lange das gut geht. - Jesus rät:
Junger Wein gehört in neue Schläuche.
Pfarrer Dietrich-Zender
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