Gedanken zum Monatsspruch November

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Gedanken zum Monatsspruch November

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petr 3, 13)

Warten auf Gerechtigkeit – ist das nicht eine Vertröstung? Wird Glauben da nicht zu einer Beruhigungspille, oder sogar zu einem Opiat, der uns stillhält und Ungerechtigkeiten hinnehmen lässt? Hände in den Schoß legen und gut ist … muss da nicht widersprochen werden? Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

Vor 40 Jahren war das meine Haltung. Dann musste ich entdecken, dass es gar nicht so einfach ist, zu entdecken, was das Gute ist. Nur weil man meint, dass Gute zu tun, muss es nicht gut sein. Für ein Mehr an Gerechtigkeit waren und sind strukturelle Veränderungen notwendig. Doch die Idee revolutionär die Welt aus den Angeln zu heben und durch eine sozialistische Bewegung Gerechtigkeit zu schaffen ist kläglich gescheitert. Und nun? Die Bewegungen des 20.Jahrhunderts, die sozialistische wie die Friedensbewegung sind offensichtlich gescheitert. Auferstehung feiert dagegen die faschistische Bewegung, die vorgibt Gerechtigkeit für das eigene Volk auf Kosten der anderen Völker schaffen zu wollen und in Sprache wie Handeln nicht zimperlich ist. Ein Bild drängt sich mir auf: wer am Boden liegt, wird auch noch getreten und die die treten, freuen sich.

Gerechtigkeit, Gutes tun -wie ist das möglich? Legt es sich da nicht nahe, schwarz zu sehen und sich dem Zynismus hinzugeben?

Ich glaube Zynismus ist der Versuch sich eine dicke Haut zuzulegen, die die Verluste der Hoffnungen übertünchen soll. Ein Versuch die Schmerzen des Verlustes zu heilen – mit hohen Kosten. Die Schmerzen werden betäubt, verschwinden und man landet in gewisser Weise in einer neuen Form der Opiatsucht.

Ich lese die Worte aus dem 2. Petrusbrief neu: Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 

Ich entdecke eine Alternative: Glauben.

Festhalten an der Ausrichtung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf eine Welt voller Gerechtigkeit. Doch nicht ich bin es, der diese Welt herstellt, oder andere Menschen.

Gott ist es, der diesen neuen Himmel und diese neue Erde stiftet. Gerechtigkeit ist sein Werk.

Und wir können daran glauben, das heißt für mich: mich danach ausrichten.

Haltung wahren. Würde behalten bei allem, was passiert und sich nicht falschen Versprechungen national faschistischer Bewegungen, oder der Schwarzmalerei und dem Zynismus hingeben.

Kopf hoch, offen bleiben für meinen fernen und nahen Nächsten, Handeln können, ohne in Aktionismus zu verfallen. Wir können die Welt nicht retten. Gott wird sie retten. Diesen Optimismus lass ich mir nicht nehmen und lege die Hände nicht in den Schoß, sondern versuche zu gestalten, was Freude und Sinn stiftet.

Achtung – das wirkt ansteckend :-) !

 Pfarrer Reiner Dietrich-Zender

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