Gedanken zum Monatsspruch März

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Gedanken zum Monatsspruch März

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? (Röm 8,35)

 Der Apostel Paulus formuliert in diesem Satz zwei Fragen, die uns ganz direkt angehen. Aber eine Antwort gibt er nicht. Diese beiden Fragen haben es in sich. Deswegen lohnt es sich, dass wir zunächst die Spannung aushalten, bevor wir uns die Antwort sagen lassen.

Es sind Fragen, in denen sich ein existentielles Ringen ausspricht. Das Ringen um die Gewissheit, ob Gott in notvollen und entbehrungsreichen Lebenssituationen noch unverbrüchlich an unserer Seite steht. Paulus kannte diese Situationen von Bedrängnis, Verfolgung und himmelschreienden Unglück. Er lebte in ihnen.

Für unsere heutige Zeit denke ich besonders an die Menschen in der Ukraine, die zwischen zerbombten Häusern am eigenen Leib eine unselige Mischung von alldem erleben, was Paulus beschreibt: die Kälte des Winters; Schikane durch marodierende russische Soldaten; die ständige Gefahr, dass die Bombardierung wieder losgehen kann. Ich denke an die vielen Menschen in unserer Welt die von Verfolgung, Ungerechtigkeit, Gewalt und staatlicher Willkür betroffen sind. Ich denke auch an die Menschen, die angesichts seelischer Bedrängnis nicht ein und aus wissen; die sich nicht als ausreichend  oder geliebt fühlen, an solche, die unter bedrohlichen Krankheiten leiden; an Christen oder Menschen anderer Konfessionen, die in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie offen ihren Glauben bekennen. Sind diese Erfahrungen vielleicht doch stärker als Gott? Sind wir noch in seiner Hand? Oder erweisen sich die biblischen Zusagen der Treue Gottes nicht doch als warme fromme Worte. Das sind sehr ernste Fragen. Viele von uns stellen sie sich. Sind diese Erfahrungen stärker als unser Glaube?

Wie alle vor uns suchen wir nach Gewissheit, nach unverbrüchlicher Geborgenheit, wollen unser Leben eingeordnet wissen in einen Rahmen, in ein Zuhause, einem friedlichen Ort wo ich sein kann, auch wie ich eben bin. Und doch: Der Himmel ist oft leer, ein sprachloser, unendlicher Raum. Kein Haus, das uns birgt, kein Ziel, das sich lohnt. Die Erde wird zu klein für die Vielen, zu heißes Pflaster, irgendwie ein sinkendes Schiff. Die Zukunft ist nur eine Frage der Zeit, nicht eine Frage nach Gott. Gelassenheit verkommt dazu, dass ich mich in mein Schicksal füge, nicht dass ich mich in einen Gott berge oder gar zuversichtlich und kraftvoll gegen die herrschenden Zustände angehe, eine Position ergreife und demgemäß handele und mich einsetze. Hoffnung wird zum einfachen Wunsch das bitte alles wieder gut wird.

Sind also alle diese Erfahrungen dann doch stärker als unser Glaube und die wirkliche Hoffnung? Hier genügt es nicht, einfach nur „Nein, sind sie nicht“ zu sagen. Es braucht schon ein bisschen mehr, um neue Zuversicht zu gewinnen. Gelebte Hoffnung, spürbare Veränderung, neue Gewissheit.

Lassen wir uns die fast unglaubliche Antwort die Paulus uns im 8. Kapitel des Römerbriefes gibt, neu zusprechen: Gott ist für uns (V. 31). Gott steht treu an meiner Seite, geht mit mir durch dick und dünn. Nichts gibt es, was mich wirklich trennen könnte von seiner Liebe. Eine Zusage, die so groß ist, das sie meinen Verstand übersteigt, oft auch mein Gefühl. Wie kann man nur so unabänderlich und bedingungslos lieben? Bin ich wirklich dieser Liebe wert? Ja, meint Gott.

Gerade die Passionszeit führt es uns ja wieder vor Augen. Diese Liebe geht für uns bis zum bitteren Ende am Kreuz. Er geht für uns in die tiefste Not des Leidens, um dort ein göttliches Netz zu spannen, das uns auffängt; um eine unsichtbare Verbindung zwischen ihm und uns herzustellen, die stabiler ist als alle Anfechtungen und Zumutungen Dieser Weg Jesu ist Ausdruck einer Liebe, die sich voll und ganz hingibt. Er ist das Siegel, dass Gott endgültig und unverbrüchlich zu uns steht. Von nun an hat er einen letzten Anspruch auf unser Leben und sonst keine Macht der Welt. Nichts Geschaffenes ist stärker als der Schöpfer, die tragende Kraft, die uns unserem Ziel entgegen führt.

Ich muss es mir immer wieder zusagen lassen und bewusst machen: Ich bin von Gott geliebt und nichts kann mich davon trennen.

In diesem Sinne wünsche ich euch/Ihnen, diese Liebe immer wieder zu spüren und sie für sich anzunehmen.

Pfarrer Michael Stichling

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